Exil in Brüssel


Felix Nussbaum und Felka Platek heiraten 1937 in Brüssel. Das Paar zieht in die Rue Archimède im Stadtzentrum. Der Maler freundet sich mit dem belgischen Bildhauer Dolf Ledel an, der ihm einige Ausstellungsmöglichkeiten verschafft.

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs erreicht die Malerei für Felix Nussbaum eine neue Bedeutung. Seine Gemälde dokumentieren die politischen Ereignisse wie ein Tagebuch.Er versteht immer mehr die Verbindung seines Einzelschicksals mit dem der jüdischen Bevölkerung Deutschlands.

Am 10 Mai 1940, als die deutschen Truppen in Brüssel einmarschieren, wird Felix Nussbaum von den belgischen Autoritäten verhaftet und in einem Lager im Süden Frankreichs, St. Cyprien inhaftiert. Während eines Übergangsaufenthalts in einer Kaserne in Bordeaux schafft er mit einem Schulfreund, den er aus Osnabrück kannte zu flüchten.

Zurück in Brüssel versteckt er sich mit seiner Frau in dem Haus des Kunsthändlers Jacques in der Rue Archimède. Da der Terpentingeruch den Künstler verraten könnte arbeitet Nussbaum in einer anderen Wohnung.

Im August 1942 beginnen die Deportationen der Juden der besetzen Gebiete in den Vernichtungslagern im Osten. Die Nussbaums verlassen schnell die Rue Archimède und flüchten zur Familie Ledel. Aber dort bleiben sie nur für kurze Zeit, denn im März 1943 entscheidet sich die Familie Ledel in den Ardennen zu fliehen. Sie möchten das Künstlerpaar mitnehmen aber Felka Platek hat keine Kraft mehr. Felix bleibt bei ihr und beide ziehen wieder in die Rue Archimède ein. Der Vermieter gibt ihnen die Möglichkeit, sich im Falle einer Razzia der Gestapo in einer Mansardenwohung zurückzuziehen.

Im Mai/Juni 1943 findet der Maler eine vorläufige Unterkunft als Atelier. Dort malt der unter anderem auch das Bild „Selbstportrait mit Judenpass“. Dies ist wahrscheinlich sein bekanntestes Werk. In dem Gemälde trägt der Künstler einen Mantel, auf dem man den Judenstern sehen kann (den er niemals getragen hat). Nussbaum zeigt dem Zuschauer seinen Pass, auf dem sein Geburtsort gelöscht ist. Auf dem Feld „Staatsbürgerschaft“ steht in großen roten Buchstaben JUIF – JOOD.
Sein Blick ist provokant und selbstbewusst. Mit diesem Blick fixiert der Maler den Zuschauer und zeigt ihm, dass er sich verteidigt. Dies macht aus seinem Gemälde ein Widerstandsakt.

Am 20 Juni 1944 werden Felix Nussbaum und Felka Platek verraten und festgenommen. Sie werden in einem Sammellager nach Mechelen transportiert und am 31 Juli 1944 mit dem letzten der 26 Deportationszüge, die von Belgien nach Auschwitz fahren, geportiert.

Heute erinnert neben seinen Gemälden auch eine Gedenktafel an Felix Nussbaum. Sie wurde 2004 anlässlich seines 100ten Geburtsjahres in der Rue Archimède in Brüssel angebracht. Die Wohnung, wo das Künstlerpaar gelebt hat, existiert nicht mehr – aber die Tafel soll dazu beitragen, die Erinnerung an das Leben und den Schmerz, die Angst und die Hoffnung eines Malers in der Nazizeit aufrecht zu erhalten

Anne-Sophie De Maq

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