Herr T. (1943-1947)

Reichsarbeitsdienst



Von Januar bis April 1944 wurde ich automatisch in den Reichsarbeitsdienst einberufen. Der Einzugstermin wurde nach dem Alter festgelegt und so kam ich dann in ein Reichsarbeitsdienstlager in der Nähe von Thorn/Westpreußen. Es gab fast keine sinnvollen Arbeitseinsätze, sodass der RAD-Dienst für mich langweilig und stumpfsinnig war.



Militärzeit




Im Mai 1944 wurde ich als Kanonier zur Sturmmartillerie eingezogen. Weiterhin war ich zur Rekrutenzeit und Sprechfunkausbildung auf einem  Truppenübungsplatz im „Generalgouvernement“ nahe Lodz stationiert. Darauf folgte für mich eine Spezialausbildung auf der Sturmmartillerie-Schule in Burg (bei Magdeburg). Zu der Zeit gab es für mich keine Sonntagsruhe, weder Ausgang, noch Urlaub.  Alles in allem war es ein harter Dienst, den wir vollziehen mussten. Hinzu kam das wir während der Rekrutenzeit relativ dumme Vorgesetzte hatten, die sich aber auf der Sturmmartillerie-Schule größtenteils durch gute und vorbildliche ersetzten. Mein Kriegsalltag spielte sich hauptsächlich an der Ostfront als Ladekanonier in einem Sturmgeschütz (Panzer mit festen Turm, Kanone und MG) ab.



Kriegsgefangenschaft



Am 2. Mai 1945 kam ich in amerikanische Kriegsgefangenschaft in ein Lager bei Arendsee/Seehausen an der Elbe. Durch dramatisches Übersetzen über die Elbe bin ich der russischen Gefangenschaft entgangen. Später wurden wir per LKW und Eisenbahn nach Rhein/Westf. In ein „Lager“ abtransportiert. Es war eher ein umzäuntes Ackerland unter freiem Himmel in mehr und mehr nassen Gelände. Ich empfand es als absolut erniedrigend, anfangs waren wir ohne Verpflegung, Trinkwasser und Toiletten. Es gab Todesfälle durch Krankheit und Entkräftung. Mitte Mai wurde ich dann per offenen LKW nach Koblenz-Lützel abtransportiert, wieder auf freiem Feld unter freiem Himmel mit völlig unzureichender Versorgung und körperlicher Schwäche. Ende Mai 1945, im Zusammenhang mit der Überlassung Thüringens an die sowjetische Besatzung, wurde ich dann aus der Kriegsgefangenschaft entlassen.
Die „Befreiung“ war für mich primär keine Befreiung, sondern eine Aufhebung vieler vertrauter Werte, persönlich vor allem immaterieller Werte und eine gänzlich ungewisse Zukunft.
Einzig Positiv war: Der Krieg war zu Ende und meine Eltern waren am Leben.
Nun wollte ich möglichst schnell eine Berufslehre beginnen und eine vollgültigen Abitur erlangen, obwohl ein Studienplatz, als Sohn eines „Intelligenzlers“ und aufgrund Bombenschäden an den Universitäten, nicht in Aussicht stand.

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