Schulzeit (1932-1943)




Ab April 1932 besuchte ich für 4 Jahre die Grundschule und von Ostern 1936 bis zur Einberufung zum Reichsarbeitsdienst, Mitte Mai 1943, die Oberschule in Frankenhausen.
In den ersten Schuljahren nach 1933 gab es mit Sicherheit Änderungen in Schulalltag, die wir aber als Zweit- oder Drittklässer nicht als Änderungen wahrgenommen haben. Der Überblick fehlte noch.
Jedoch konnten wir kleine Veränderungen, wie beispielsweise die Einführung der Klassenwochendienste feststellen. Auch Flaggenhissung an bestimmten Gedenktagen, Erscheinen in Uniform (Jungvolk / Hitlerjugend) wurde mit einmal zur Pflicht. Lehrer, die aktiv einer NS-Organisation angehörten, erschienen ebenfalls in Uniform, andere in Zivil, aber mit Parteiabzeichen. Anders gesinnte Lehrer, wie z.B. SPD-Mitglieder, wurden schon während der ersten Monate nach dem Januar 1933 aus dem Schuldienst entlassen oder zwangsversetzt.


NS-Deutsch, NS-Geschichte und Rassenkunde im Biologieunterricht erweiterten unseren Stundenplan. Ab 1938 wurden die ehemals 9 Schuljahre Oberstufe auf 8 Jahre verkürzt, so konnten die Absolventen ein Jahr früher den Wehrdienst ableisten.
Mit 10 Jahren meldete ich mich beim Jungvolk an, es war freiwillig, doch der große Bruder und auch viele Freunde gehörter ihr an, so dass man selbst auch dabei sein wollte. Gemeinsam verbrachten wir oft die Wochenenden in der näheren Umgebung, schliefen in Zelten und kochten zusammen.
Die „Jungschaft“ war die kleinste Einheit von etwa 10 „Pimpfen“, dann kamen die „Jungschar“ und das „Fähnlein“.


Die Führer waren in den meisten Fällen die älteren Schüler unserer Oberschule. Es war eine schöne Zeit und wir „Pimpfe“ waren mit Begeisterung dabei. Mindestens einmal in der Woche war Dienst angesagt. Wir lernten Marschieren und Singen und zogen hinter den Wimpel her. Es wurden Sportliche Wettkämpfe, Wanderungen, Zeltlager und im Winter Heimabende veranstaltet.
Für die Mädchen gab es den Bund Deutscher Mädel. Die Jugend wurde sofort in das neue System und für die Ziele des Nationalsozialismus eingebunden.


Nach der Konfirmation, also mit 14 bzw. 15 Jahren, traten wir in die Hitler-Jugend ein. Ich meldete mich zur Motor-H.J. Der Dienst, der nicht nun nicht mehr nachmittags sondern abends stattfand, wurde mit Freunden, die schon Lehrlinge waren und in der Berufsausbildung standen, verbracht. Somit machten die Abende meist viel Spaß. Außerdem war es für uns nützlich, denn wir hatten Gelegenheit den Führerschein Klasse 4 und den sogenannten „Kriegskraftfahrzeugschein“ zu erwerben.


In der Schule hatten wir einen vorprogrammierten Alltag, neben dem Schulunterricht wurden wir im Klassenverband auch eingesetzt, um z.B. Rüben zu verziehen oder Kohl zu hacken, die Kartoffelkulturen nach dem Kartoffelkäfer abzusuchen oder auch Heilkräuter zu sammeln.
In den großen Ferien 1941 machte ich mit mehreren Schulfreunden eine Radtour, die uns zum Bodensee in den Alpen bis zum Brucherpass führte. So konnten wir unsere eigenen, nicht vorgegebenen, Träume verwirklichen.


Ende 1941 fanden wir auf dem Schlachtberg eine aufgebrochene Hütte, „Schulzes Häuschen“. Wir, das waren 9 Schulfreunde aus zwei Schulklassen, hatten nun eine wetterfeste Bleibe.
Oft verbrachten wir das Wochenende hier, Schlafgelegenheiten waren genügend da; auch Geburtstage und Jahreswechsel wurden hier gefeiert. Es war eine herrliche Zeit, die wir dort verbrachten, wovon ein Hüttenbuch und eine Hüttenzeitung berichten.
Leider war mit der Einberufung zum Militär 1943 Schluss damit.




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