"Museum ohne Ausgang"




Die Wände sind unsymmetrisch, die Gänge außergewöhnlich schmal und hoch konstruiert, die Räume werden teils belichtet und teils verdunkelt, die Atmosphäre ist erdrückend.
Der labyrintische Bau vom dem hier die Rede ist, ist das Felix Nussbaum-Haus, dass 1998 in Osnabrück eröffnet wurde und in welchem ein Großteil der Werke Felix Nussbaums aufbewahrt und ausgestellt werden. Die Gebäudeelemente des Baus sind im Dreieck angelegt. Der Bau weist in den Außenfassaden unterschiedliche Materialien auf. Der hohe Nussbaum-Gang: langgezogen und schmal, besteht aus Beton, das Nussbaum-Haus ist mit Holz verkleidet und die Nussbaum-Brücke besteht aus Zinkblech. Vom Architekt selbst, Daniel Libeskind, der die Pläne für dieses außergewöhnliche Haus entwarf, wird das Museum als „Museum ohne Ausgang“ bezeichnet. Seinem Entwurf liegt ein System von Bezugslinien zugrunde, dass die exilbedingte Hilflosigkeit und Rastlosigkeit Nussbaums und seine Suche nach Orientierung symbolisiert, die langersehnte Freiheit die ihm nicht gewährt wurde. Deßhalb gibt Libeskind diesem Museum auch den Namen „Museum ohne Ausgang“, da seiner Interpretation zufolge weder Mitte, noch Zentrum vorhanden ist. Architektur und Gemälde sollen zusammen ein Gesamtkunstwerk ergeben wodurch dem Besucher dieses Museums vollkommene Orientierungslosigkeit vermittelt werden soll. Genau die selbe Orientierungslosigkeit die Felix Nussbaum in seinen Jahren der Verfolgung gefühlt haben muss.
Weßhalb Daniel Libeskind sich für die Beteiligung an der Konstruktion des Baus entschieden hat, hängt vermutlich mit seiner Herkunft zusammen. 1946 im polnischen Lodz geboren, Libeskind dem Nationalsozialismus ausgesetzt und wurde durch ihn geprägt. Die Kunst bleibt deßhalb nicht nur eine visuelle Erfahrung: Architektur, Biografie und Kunst sind miteinander verbunden was die Erfahrung mit allen Sinnen ermöglicht und die Aussagekraft der Gemälde umso mehr stärkt.
Persönlich hat mich der Museumsbesuch sehr mitgenommen. Besonders die Konstruktionmaterialien (Roher blanker Beton, Stahl und Gitter) die für den Bau des Museums verwendet wurden, haben einen bedrückenden Eindruck bei mir hinterlassen. Das Felix-Nussbaum Museum ist eines der wenigen Museen ist, dass die beängstigende Vergangenheit ohne Worte vermitteln kann.

Kai Marius

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