Opposition



Die rassistische Politik im “Dritten Reich” hatte in den Jahren 1933-1938 das große Ziel eine Isolierung und Separierung der jüdischen Bevölkerung durchzuführen. In dieser Hinsicht war Dr. Blumenberg in Bad Nenndorf  “das größte Problem “. Doch die erfolgreiche Fortführung seiner Praxis trotz dauernder Schikanen und antijüdischer Streitschriften lieferte täglich den Beweis, dass sich seine “arischen” Patienten von der Hetze gegen “ den Juden “ nicht beeindrucken ließen. Weniger “gefährlich” war die Pension Adler für die “Volksgemeinschaft Bad Nenndorf”, denn unter dem Gesichtspunkt der “Rassentrennung”, trat dort keine “Rassenmischung” auf. Der Herrschaftsanspruch des Nationalsozialismus besagte, dass jeder der den Grundsatz der “Rassentrennung “ nicht beachtete, diesem widerspreche. An dem Beispiel Dr. Blumenbergs war zu erkennen, dass es den Nationalsozialisten nicht gelungen war, ihre Ideologien von der Volksgemeinschaft umzusetzen und die Bevölkerung vollends gleichzuschalten. Unter den damaligen Verhältnissen war ein Besuch der Praxis Dr. Blumenbergs eine kleine Oppositionshandlung gegen das “ Dritte Reich”. Auch Marie Bock stand in Opposition zu den tönenden Nationalsozialisten. Sie war freundschaftlich eng mit der Familie Jacobsohn verbunden, welcher die Pension Adler gehörte. Seitdem sie in der Pension gelernt hatte und die Familie seitdem oftmals besuchte wurde sie auf der Straße von den Nazis angepöbelt und beschimpft. Sprüche wie „Du hast schon richtiges Judenblut“ gehörten bei ihr zum Alltag. Und das alles nur, weil sie den Kontakt zu den Jacobsohns aufrecht erhielt. Als ihr dann mit Anzeigen gedroht wurde,
besuchte sie das jüdische Ehepaar nur noch heimlich. Marie Bock war die Einzige Bürgerin aus Bad Nenndorf, die den Mut aufbrachte und die jüdische Familie Jacobsohn weiterhin besuchte. Nach dem Fortzug hat sie jedoch nie wieder etwas von ihnen gehört.
Auch Martha Lehmann stand in großer Opposition zu den tönenden Nationalsozialisten, denn sie war die Assistentin von Dr. Blumenberg und der gute Ruf der Praxis war somit auch ein wenig ihr Verdienst.
Martha Lehmann und Dr. Blumenberg verstanden sich fast blind und aus diesem Grund ließ sie sich auch nicht von den antisemitistischen Angriffen auf den Arzt und den Forderungen der Nazis, sie solle ihre Stellung bei ihm aufgeben, beirren. nach der Verhaftung und Verurteilung Dr. Blumenbergs war Martha Lehmann die einzige Nenndorferin, die ihn in Hameln im Zuchthaus besuchte. Sie fand keine neue Anstellung und Bad Nenndorf und verzog so im Jahr 1938 nach Bad Oyenhausen. Somit ist zu sagen, dass Martha Lehmann, die Assistentin des Arztes dazu beigetragen hat, dass dieser das “Dritte Reich” überlebt hat.

Es ist heute sehr schwer vorstellbar, welche Zivilcourage diese beiden Frauen im “Dritten Reich” aufgebracht haben. Marie Bock und Martha Lehmann sind einfach anständig geblieben in einem politischen und sozialen Umfeld, in der die Grundzüge solidarischen Verhaltens Terror und Drohgebärden bekämpft wurden.

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